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kulturMONTAG

Kultur, Magazin • 27.10.2025 • 22:30 - 23:14
Clarissa Stadler.
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Peter Schneeberger.
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Martin Traxl
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Originaltitel
kulturMontag
Produktionsland
A
Produktionsdatum
2025
Kultur, Magazin
Alles auf Anfang? Kärnten und die Slowenen: Vergangenes Wochenende wurden in Bad Eisenkappel / Železna Kapla und Bleiburg/Pliberk acht zweisprachige Schilder beschmiert – alle in der Nähe des Peršmanhofs, wo es im Juli einen umstrittenen Polizeieinsatz gab. Bei der NS-Gedenkstätte, die an das von Hitlers SS verübte Massaker von 1945 erinnert, fand im Sommer ein internationales, antifaschistisches Bildungscamp für junge Menschen statt. Viele junge Nachfahren von Opfern der NS-Diktatur nahmen an dem Event teil, der in Absprache mit der Gedenkstätte stattgefunden hat. Nun kam eine Kommission des Innenministeriums zum Befund, dass der Einsatz in mehrfacher Hinsicht unverhältnismäßig, rechtswidrig und zweifelhaft war. Der Peršmanhof, ein Symbol für schlimmste Ungerechtigkeit, Terror und Mord, ist für Kärntner Slowenen der wichtigste NS-Gedenkort, wurden sie doch im Nationalsozialismus zunehmend als "Volks-und Staatsfeinde" verfolgt. 80 Jahre nach Kriegsende brechen Vorfälle wie jene in jüngster Vergangenheit alte Wunden im Konflikt zwischen der deutschsprachigen Kärntner Bevölkerung und der slowenischen Minderheit auf. Die jahrzehntelange Kontroverse um den sogenannten "Ortstafelstreit", in dem Bevölkerung wie Politik die zweisprachigen Ortsschilder sabotierten, wurde 2011 beigelegt. Der "kulturMontag" hat sich am Peršmanhof und in der Gemeinde Bad Eisenkappel / Železna Kapla umgehört und ist im Interview mit Kulturwissenschafterin Elena Messner, dem Kulturschaffenden Zdravko Haderlap und Historiker Klaus Schönberger der Frage nachgegangen, warum der Konflikt in Kärnten immer noch schwelt. Ein Kriegsverbrecher auf der Flucht – "Das Verschwinden des Josef Mengele" von Regisseur Kirill Serebrennikov: Als "Todesengel von Auschwitz" hat Josef Mengele im Zweiten Weltkrieg über Leben und Tod von Lagerinsassen entschieden, wurde jedoch nie gefasst. Mehrfach wurde die Biografie des Kriegsverbrechers für die Kinoleinwand adaptiert – etwa in John Schlesingers "Der Marathon-Mann" aus dem Jahr 1976, der Laurence Olivier einen Golden Globe einbrachte, oder 1999 mit Götz George in "Nichts als die Wahrheit", einem Film, der ein fiktives Szenario um den alten Mengele entwirft. Jetzt ist Ausnahmeschauspieler August Diehl in der Rolle des Lagerarztes zu sehen, der in Auschwitz Selektionen und grausame medizinische Versuche vornahm. Regie führte der russische Dissident Kirill Serebrennikov, der für sein Drama "Das Verschwinden des Josef Mengele" den gleichnamigen Roman von Olivier Guez adaptiert hat. Darin zeichnet der Filmemacher die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nach, als Mengele mithilfe von Freunden und seiner Familie in Argentinien untertauchen konnte. Erst 1959 erging ein Haftbefehl gegen ihn. Mengele floh nach Paraguay und Brasilien, wo er unter falschem Namen 1979 starb. Serebrennikov, der 2022 vor dem Putin-Regime geflüchtet war, interessierte an dem Stoff, ob die Vergangenheit einen Menschen einholt und Gerechtigkeit siegt. Im Klangrausch – Petr Popelka und die Wiener Symphoniker: Vor einem Jahr hat der tschechische Dirigent Petr Popelka die Wiener Symphoniker als Chefdirigent übernommen, jetzt feiert er mit dem renommierten Orchester dessen 125-jähriges Jubiläum. Zuletzt wurde der erst 39-jährige gebürtige Prager von der kritischen Presse für seine musikalische Leitung des Strauss-Jubiläumsprojekts "Die Fledermaus" am Theater an der Wien hoch gelobt, während die Inszenierung von Intendant und Regisseur Stefan Herheim stark polarisiert hat (heute, 24. Oktober, um 21.25 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON zu sehen). Popelka holte aus dem Klangkörper all die feinen Operettendetails heraus und brachte die Partitur zum Tanzen. Der Tscheche ist ein musikalischer Grenzgänger mit klarer Haltung, spannender Biografie und rasantem Aufstieg: Einst war er Solo- Kontrabassist in Dresden, heute ist er nicht nur Chefdirigent der Wiener Symphoniker, sondern leitet auch das Radio-Symphonieorchester Prag. Schon als Jugendlicher fuhr er regelmäßig mit seinen Eltern nach Wien, um die Symphoniker zu hören, die für ihn die musikalische Verkörperung der Stadt sind und deren Pioniergeist repräsentieren. Mit feinem Gespür für Klangfarben, kompromissloser Neugier und einem inklusiven Führungsstil begeistert Petr Popelka nicht nur die Musikerinnen und Musiker, sondern auch das internationale Publikum. Wie stellt er sich seine Reise mit dem Orchester vor? Welchen Grundstein will er im Jubiläumsjahr für dessen Zukunft legen? Und wie funktioniert ein moderner Klangkörper überhaupt? Im "kulturMontag" gibt er Auskunft.